Die Krux, so formulierte es Espen Øino während der Amels 80-Premiere, sei es gewesen ein zeitloses Exterior und vor allem einen Grundriss zu erschaffen, der aktive Familien, Chartergäste und selbst die unbekannten Eigner abholt, die bei den Limited Editions-Modellen meist erst einsteigen, wenn der Bau bereits begonnen hat. Nun, ganz im Dunkeln tappte das Entwicklungsteam mit Amels-Mann Adriaan Roose in der Mitte nicht. Schließlich stellt die Konzeption eines 80 Meter langen Semi-Custom-Modells – auch wenn das wenig glamourös klingt, aber im Prinzip ist die Amels 80 das – eine hohe Investition dar. Espen Øino klärte im Anschluss an die Präsentation auf: „Es ist sehr schwer eine Yacht ohne einen Eigner zu designen. Daher hat die gesamte Damen-Familie den Kunden gespielt und kritische Fragen gestellt.“ Zudem holten die niederländische Werft Feedback von Kunden, Kapitänen und Crewmitgliederen ein, die bereits auf Limited Editions fahren. Ein Ergebnis: Die Kunden werden immer jünger und interessieren sich stärker für Außenaktivitäten. Rose Damen, Geschäftsführerin von Damen Yachting, ergänzt: „Man sollte unkompliziert mit der See in Kontakt treten können. Meine schönsten Kindheitserinnerungen habe ich an die Sommer, in denen ich mit der Familie segeln war.“
Dementsprechend ist die Amels 80 keine unverrückbare Plattform, wie Espen Øino erläutert: „Da alle sechs Gästekabinen auf dem Hauptdeck liegen, haben wir mehr Freiheiten und wenig strukturelle Einschränkungen bei der Nutzung der Räume. Ein Deck tiefer limitieren uns die wasserdichten Schotten.“ Statt des standardmäßigen vorderen Helipads verlängert Amels auf Wunsch das Brückendeck achtern und schafft eine voll zertifizierte Lande- und damit auch Parkfläche. Ebenso lässt sich das Gym aus dem Wellness-Areal für mehr Fläche auf das Oberdeck verlegen.
Fixe Elemente sind der 6,50-Meter-Pool auf dem achterlichen Hauptdeck und der darunter liegende Beachclub. Der öffnet sich zu drei Seiten und kann sogar zum Kino werden, da die Tender – einer davon bis zu 11,50 Meter lang – in Vorschiff-Garagen parken. An den Beachclub schließt sich ein Spa mit Hamam, Sauna und Massageraum an, das über einen Korridor durch den Motorenraum mit Lift und Treppenhaus im Zentrum verbunden ist. „Das haben nur wenige Yachten, weil es für Werften aufwendig zu realisieren ist“, so Paul Costerus von Sinot Yacht Architecture & Design. Damen Yachting beauftragte die niederländischen Gestalter mit der Interior-Ausgestaltung des 2175 Grosstons großen Stahl-Alu-Baus. Costerus: „Wir wählten natürliche Materialien für eine warme Stimmung und verzichten komplett auf Tropenhölzer sowie auf glanzlackierte Fläche.“ Sinot fertigt auch individuelle Entwürfe für die Amels 80 an und die Werft lässt, wie sonst auch, Kunden die Option sich mit einem alternativen Designer in das Projekt einzubringen. Eigner beziehen das 517 Quadratmeter große Deck unter der Brücke, wobei die Suite zum Bug ausgerichtet ist – und damit auf den möglicherweise beliebtesten Ort an Bord: eine Nische mit zwei Sofas direkt hinter dem Steven. Eine Idee von Espen Øino.
Der Norweger hielt Vor- und Achterschiff lang und die Aufbauten kurz, weil das immer eine besser und länger aussehende Yacht ergebe. Die Aufbauten zeigen im vorderen Teil runde 3-D-geformte Elemente, die an die femininen Linien von Limited Editions-Designer Tim Heywood erinnern. Woran man noch erkennt, dass die Amels 80 in das Limited Editions-Portfolio gehört? Espen Øino: „Mit der Amels 60 verbindet sie der effiziente Rumpf und die lange Wasserlinie mit dem nahezu vertikalen Steven. Auch den hohen Deckssprung mit dem Knick in der Mitte haben wir übernommen.“ In Zahlen ausgedrückt. Die Amels 80 ist mit 12,50 Metern nur minimal breiter als die sechs Meter kürzere Amels 242. Und dennoch habe die 80 das fast dreifache Volumen der ,nur’ 20 Meter kürzeren Amels 60, so Øino.
Rose Damen klärt auf, dass sich bereits zwei Amels 80 im Bau befinden: „Damit eine kontinuierliche Verbesserung einsetzen kann, besagt eine unserer Faustregeln, dass wir jährlich ein Modell abliefern müssen. Und damit kann man in Zukunft auch rechnen.“